Jahreshauptversammlung des Löschzuges Lübben

Bürgermeister und Stadtverordnete wollen an der Feuerwache Am Kleinen Hain „nicht rütteln“.
218 Mal ist die Freiwillige Feuerwehr Lübben/Stadt im vergangenen Jahr zu Einsätzen ausgerückt. Das ist in der Geschichte der Wehr die zweithöchste Zahl, wie Hagen Mooser sagt. Der Ortswehrführer zog Bilanz des Jahres 2017 während der Jahreshauptversammlung.

Im Oktober waren die Kameradinnen und Kameraden mit großem Abstand am häufigsten ausgerückt. 69 Mal wurden sie in diesem Monat gefordert, vor allem, um Sturmschäden zu beseitigen. 31 Personen und ein Tier konnten im Vorjahr gerettet, drei Personen nur noch geborgen werden.

47 Frauen und Männer engagieren sich im Löschzug der Stadt Lübben. Das sind trotz Abgängen und Zugängen genauso viele wie im Jahr zuvor. Und doch hat der Ortswehrführer Sorgen. „Es mangelt tagsüber an Personal. Nach meiner Einschätzung droht uns in Zukunft, dass wir zur Tageszeit nicht mehr einsatzbereit sind.“ Um die Tagesalarmbereitschaft zu stabilisieren, hofft der Feuerwehrchef, „dass bei Neueinstellungen in der Verwaltung, beim Baubetriebshof sowie bei Tochterunternehmen der Stadt auf Kräfte der freiwilligen Feuerwehr zurückgegriffen wird“. Sechs Kameraden sind derzeit in der Stadtverwaltung beschäftigt, wie Lars Kolan (SPD) sagt. Lübbens Bürgermeister äußerte sich auch zum langjährigen Wunsch der Feuerwehr Lübben, die gern einen hauptamtlichen Stadtwehrführer hätte, weil der ehrenamtlichen Feuerwehrspitze die Arbeit über den Kopf wachse. Laut Bürgermeister ist die Stelle im Stellenplan der Stadt vorgesehen. Eine Entscheidung der Stadtverordneten steht allerdings noch aus. „Die Diskussion hat aber begonnen“, sagt Lars Kolan.

Bernd Wrege engagiert sich seit mehr als 28 Jahren ehrenamtlich als Stadtwehrführer. Ende Mai dieses Jahres endet seine jetzige Amtszeit: „Ich werde nicht mehr kandidieren“, sagt er. Neben der Neubesetzung dieser Funktion brennt den Feuerwehrleuten der Neu- oder Umbau des Gerätehauses auf den Nägeln. Die Kameradinnen und Kameraden selbst wollen am jetzigen Standort Am kleinen Hain festhalten.

Der von der Verwaltung ins Spiel gebrachte Vorschlag, ein neues Gerätehaus in der Bahnhofstraße zu errichten, ist vom Tisch. „Ich habe erkannt, dass die Feuerwache Am Kleinen Hain die Seele der Wehr in Lübben ist“, sagt Bürgermeister Lars Kolan.

Auch die Stadtverordneten wollen am jetzigen Standort „nicht rütteln“, wie Peter Schneider (Stadtfraktion) versichert. Die bisherige Standortdiskussion ist ihm zufolge „dumm gelaufen. Wir planen nicht, die Feuerwache an einem anderen Standort zu errichten.“ Der Neu- oder Umbau wird wohl ohnehin erst in ein paar Jahren realisiert. Lars Kolan rechnet mit einem Baubeginn nicht vor 2020/21. Zuvor seien noch Investitionen vor allem in Kitas und Schulen zu tätigen.

Etwa 2600 Einsatzstunden haben die Kameradinnen und Kameraden des Löschzugs im vergangenen Jahr geleistet. Bernd Wrege hält das für bemerkenswert und weist darauf hin, dass „die technische Hilfeleistung zunehmend im Vordergrund steht“. Auch für das Beseitigen von Ölspuren wird die Wehr alarmiert; zehn Mal war das 2017 der Fall. Schon diese Aufgaben zu lösen, fällt personell immer schwerer, weil tagsüber kaum noch Feuerwehrleute zur Verfügung stehen, wie Hagen Mooser unterstreicht. Peter Schneider reagierte darauf und machte einen Vorschlag, der viel Beifall von den Feuerwehrleuten erhielt: „Der Baubetriebshof der Stadt könnte die Ölspuren mit der Kehrmaschine beseitigen. Das würde die Wehr entlasten.“

Notwendig sei das, wie der Ortswehrführer sagt. „Die steigende Zahl der Einsätze besonders in der technischen Hilfeleistung sowie die Ausbildung an der modernen Technik belasten jeden Einzelnen von uns neben seinem Beruf“, erklärt er. Wöchentliche Ausbildung, dazu mehrere Übungen, das Absichern von Veranstaltungen, Begehungen in Betrieben, Abpumpen von Flachspiegelbrunnen im Stadtgebiet und Führungen durch die Feuerwache, der zeitliche Aufwand und die Herausforderungen seien enorm.

Lars Kolan würdigt das ehrenamtliche Engagement der Feuerwehrleute: „Wir sind sehr froh, dass wir sie haben.“ Mit der neuen Aufwandsentschädigungssatzung soll die Wertschätzung für die aktiven Kameradinnen und Kameraden auch finanziell spürbar werden. Sie wird derzeit von den Stadtverordneten diskutiert.
Andreas Staindl/asd1



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